Ein Gespräch zwischen zwei Personen.

MPU: Ablauf, Kosten, Anfechtung u.v.m.

Reisen & Verkehr

MPU. Diese drei Buchstaben lassen jeden Autofahrer zusammenzucken. Allerdings verliert die MPU ihren Schrecken, wenn man sich genauer mit ihr beschäftigt.

Denn ohne triftigen Grund wird sie nicht angeordnet und mit ein wenig Vorbereitung ist sie auch zu bestehen. Darum klären wir in diesem Ratgeber, was eine MPU im Detail ist und wann du eine MPU machen musst. Die Kosten und den Ablauf einer MPU nehmen wir ebenfalls unter die Lupe. Zudem erfährst du, ob du eine MPU anfechten kannst und ob sie verjährt.

MPU – Was ist das eigentlich?

Was heißt MPU? Die Abkürzung steht für Medizinisch-Psychologische Untersuchung. Sie kann verlangt werden, wenn ein Entzug des Führerscheins droht. Aber auch wenn die Fahrerlaubnis wieder hergestellt werden soll, muss sie in bestimmten Fällen bei der Führerscheinstelle vorgelegt werden. Angeordnet wird der Eignungstest oft nach Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Auch droht eine MPU, wenn der Führerschein wegen des Erreichens oder Überschreitens von acht Punkten im Fahreignungsregister in Gefahr ist.

erklärt Partneranwalt Henning Meyersrenken, der Kanzlei Meyersrenken & Rheingantz, Köln, Leipzig, Schwedt. Beispielsweise wird nach einer Trunkenheitsfahrt ab 1,6 Promille der Führerschein ohne MPU nicht wieder erteilt. Hingegen gibt es bei Werten bis 1,59 Promille nach der Sperrfrist den Führerschein zurück, ohne eine MPU absolvieren zu müssen. Vorausgesetzt man ist kein Wiederholungstäter. Bei Wiederholungstätern wird regelmäßig eine MPU verlangt.

Wer seine Fahrerlaubnis zurück möchte, muss einen Antrag auf Wiedererteilung bei der zuständigen Führerscheinstelle einreichen. Diese prüft dann, ob alle Voraussetzungen erfüllt sind und ob eine MPU durchgeführt und bestanden werden muss. Wenn ja, beauftragt der Betroffene selbst einen MPU-Gutachter, nicht die Führerscheinstelle.

„Eine MPU wird erst dann angeordnet, wenn das Risiko für eine erneute Auffälligkeit hoch ist und die Behörde an der Fahreignung zweifelt.”

Henning Meyersrenken

Fachanwalt für Zivilrecht

Ablauf einer MPU: Was muss man beachten?

Ist eine MPU notwendig, wird der Betroffene von der Führerscheinstelle aufgefordert, einen Gutachter zu benennen. Anschließend leitet die Behörde die Führerscheinakte dorthin weiter. Dabei übermittelt sie auch eine individuelle MPU-Frage: „Ist es zu erwarten, dass Herr Mustermann erneut unter dem Einfluss von Alkohol ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr führen wird?” Im nächsten Schritt erhält der Betroffene eine Zahlungsaufforderung. Erst wenn diese beglichen ist, wird ein Termin für die MPU vereinbart.

Am Tag der Eignungsprüfung erfolgt die Anmeldung beim MPU-Gutachter unter Vorlage des Personalausweises. „Es ist wichtig, dass zum MPU-Termin alle notwendigen Belege über Therapien oder Abstinenz vorgelegt werden. Daher sollte sich jeder früh genug mit der Untersuchung auseinandersetzen und klären, was verlangt wird”, weist Rechtsanwalt Henning Meyersrenken hin.

Vor dem Beginn der Begutachtung wird ein MPU-Fragebogen ausgehändigt. Die Antworten der MPU-Fragen zu persönlichen Verhältnissen und medizinischem Hintergrund bezieht der MPU-Gutachter in seine Analyse mit ein.

Das Verhalten während einer MPU sollte durchweg kooperativ sein. Pünktliches und ausgeschlafenes Erscheinen sind selbstverständlich. Ebenso wie das Tabu von Alkohol und Drogen.

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Wie lange dauert eine MPU?

Die Dauer einer MPU liegt etwa bei drei bis vier Stunden. Dabei gliedert sie sich in drei Teile:

  • medizinischer Teil
  • psychophysiologischer Leistungstest
  • psychologisches Gespräch

Die Abfolge der Teile der MPU ist nicht festgelegt. Im weiteren Verlauf gehen wir noch im Detail auf die einzelnen Prüfungen ein.

MPU-Kosten: Wie teuer ist eine MPU?

Alle Kosten einer MPU muss der Betroffene selbst zahlen. Daher ist eine der meistgestellten Fragen: Was kostet eine MPU?

Bis Juli 2018 waren die Gebühren bundeseinheitlich geregelt. Heutzutage legt allerdings jeder MPU-Gutachter die Kosten selbst fest. Daher ist es empfehlenswert, bei den Begutachtungsstellen die Preise vorab zu erfragen. Grundsätzlich gilt: Eine MPU wegen Punkten ist günstiger als eine MPU wegen Alkohol oder eine MPU wegen Drogen.

Laut ADAC liegen die MPU-Kosten zwischen 350 und 750 Euro. Falls Therapien oder medizinische Nachweise wie Blut-, Urintests oder Haaranalysen notwendig sind, müssen zusätzliche Kosten zwischen 100 und 300 Euro einkalkuliert werden. Zudem ist ein Vorbereitungskurs sehr ratsam. „Zwar bedeutet der Besuch eines Kurses je nach Anbieter zwischen 150 und 800 Euro mehr. Allerdings bestehen 81 Prozent der Teilnehmer die MPU direkt im ersten Anlauf”, erklärt Anwalt Meyersrenken.

Medizinische Prüfung und Leistungstests

Bei einer MPU werden verschiedene Tests durchgeführt - einmal eine medizinische Prüfung und ein psychologischer Leistungstest. Dann gibt es jeweils noch einen MPU Test für Alkohol und für Drogen, je nachdem warum die MPU angeordnet wurde.

Medizinische Prüfung

Im Rahmen der MPU testet ein Arzt, ob beim Betroffenen körperliche Einschränkungen vorliegen, die eine Teilnahme am Straßenverkehr gefährden.

Findet die MPU wegen Alkohol statt, wird untersucht, ob eine Alkoholabhängigkeit besteht, die die Fahreignung beeinträchtigt. So müssen Fragen zum früheren und derzeitigen Trinkverhalten beantwortet werden. Entsprechend sind in der MPU Fragen zum Drogen-Konsum formuliert.

Im letzten Teil des medizinischen MPU-Tests erfolgt eine Blutabnahme. Abschließend werden in einem Koordinationstest Übungen wie auf einem Bein stehen oder auf einer Linie gehen verlangt.

Gerade beim medizinischen Teil des Tests sollte man sich vergegenwärtigen, dass sich aus der Blutanalyse sehr wohl erkennen lässt, ob der Betroffene auch weiterhin regelmäßig dem Alkohol zuneigt. Unter anderem die Triglyceride geben Auskunft über regelmäßigen und übermäßigen Alkoholkonsum. Sog. Gewohnheitstrinker werden trotz des „Normalverhaltens“ bei der MPU insoweit erkannt.

Psychologischer Leistungstest

Sinneswahrnehmung, Reaktionsschnelligkeit und Belastbarkeit werden mit psychologischen Leistungstests überprüft. Dabei sucht der MPU-Gutachter aus verschiedenen anerkannten MPU-Testverfahren Aufgaben heraus, die auf das jeweilige Eignungsproblem des Betroffenen zugeschnitten sind.

MPU-Test: Alkohol

Bei einer MPU wegen Alkohol muss ein Reaktionstest bestanden werden: Der Proband wird vor einen Computer gesetzt und muss Kopfhörer aufsetzen. Auf dem Bildschirm leuchten farbige Lichter, und Töne sind zu hören. Anhand zusätzlicher Signale auf dem Bildschirm müssen dann in schneller Abfolge Tasten und Pedale gedrückt werden. „Der MPU-Reaktionstest ist so angelegt, dass er jeden an seine Leistungsgrenze bringt. Dabei erwartet niemand, dass in allen Situationen richtig reagiert wird”, erläutert Rechtsanwalt Henning Meyersrenken.

Fällt der Reaktionstest negativ aus, wird er wiederholt. Wird der Paralleltest ebenfalls nicht bestanden, kann eine Fahrverhaltensbeobachtung mit einem Fahrlehrer und einem Psychologen das Ergebnis korrigieren.

Ist auch die Fahrprobe negativ, kann die Fahrverhaltensbeobachtung nach sechs Monaten wiederholt werden.

MPU-Test: Drogen

Ebenfalls erfolgt ein Reaktionstest bei einer MPU wegen Drogen. Dazu kommt ein Aufmerksamkeits- und Konzentrationstest. Darüber hinaus muss der Betroffene einen Linienverfolgungstest bestehen. Hier muss er mit den Augen Anfangs- und Endpunkte von ineinander verschlungenen Linien nachverfolgen.

Vorbereitung für das psychologische Untersuchungsgespräch – alles, was du wissen musst

Das psychologische Gespräch der MPU dauert gut eine Stunde. In diesem stellt der MPU-Gutachter Fragen, die ihm helfen, die Fahreignung zu beurteilen und eine Verhaltensprognose zu erstellen. Daher ist die Glaubwürdigkeit des Betroffenen entscheidend. So muss er eine stabile Verhaltensänderung darstellen und belegen. „Das ist eine große Herausforderung. Gerade bei der MPU-Vorbereitung ist eine professionelle Unterstützung empfehlenswert. Beispielsweise ein Beratungsgespräch bei einem Verkehrspsychologen oder die Teilnahme an einem MPU-Vorbereitungskurs. Mittlerweile gibt es viele Berater, die eine MPU-Vorbereitung online anbieten”, sagt Anwalt Henning Meyersrenken.

Psychologisches Gespräch Alkohol

Findet die Untersuchung aufgrund einer Trunkenheitsfahrt statt, möchte der MPU Gutachter wissen, wie der Betroffene in der Vergangenheit mit Alkohol umgegangen ist. Es geht ihm um die Hintergründe der Auffälligkeit. Auch Wissensfragen zur Promilleberechnung und Alkoholabbaumenge werden abgefragt. Anschließend rückt die Verhaltensänderung in den Fokus. Zum Schluss soll eine Prognose für das zukünftige Verhalten im Straßenverkehr erstellt werden. Dazu muss der Betroffene glaubhaft erläutern, wie er seine Teilnahme ohne Auffälligkeiten sicherstellen will.

Muss komplett auf Alkohol verzichtet werden? Oder ist ein maßvoller Umgang ausreichend? Das ist immer eine Einzelfallentscheidung. Allerdings ist wichtiger Faktor, ob bei der Tat eine Alkoholabhängigkeit oder ein Alkoholmissbrauch vorlag. Im Rahmen einer MPU Vorbereitung kann ein Verkehrspsychologe helfen, diese Frage zu klären.

Psychologisches Gespräch Drogen

Das psychologische Gespräch wegen Drogen unterscheidet sich im Aufbau nicht zu dem wegen Alkohol. Allerdings wird hier ein kontrollierter Konsum nicht toleriert. Der Betroffene muss strikt auf Drogen verzichten.

Psychologisches Gespräch Punkte

Sind zu viele Punkte Anlass der MPU, muss sich der Betroffene im Gespräch mit dem MPU-Gutachter selbstkritisch mit seinen Delikten und den Ursachen dafür auseinandersetzen. So muss er eine stabile Verhaltens- und Einstellungsänderung darlegen.

MPU bei Krankheit

Eine MPU kann nicht nur wegen Alkohol-oder Drogenmissbrauch angeordnet werden, sondern auch wenn geprüft werden muss, ob ein Fahrer aufgrund einer Krankheit noch fahrtüchtig ist. Wer in einem kränklichen Zustand (welche eine Gefahr für Straßenverkehrsteilnehmer darstellt) angehalten wird, muss mit dem Entzug der Fahrerlaubnis, mit einer Geldstrafe und einer Anklage wegen Gefährdung des Straßenverkehrs rechnen. Um den Führerschein zurück zu bekommen muss ein positives MPU-Gutachten vorliegen. Die Kosten bei einer MPU bei Krankheit fallen in den meisten Fällen allerdings geringer aus, als bei einer MPU bei Drogen-oder Alkoholmissbrauch.

Welche Krankheiten führen zum Fahrverbot?

Der Gesetzgeber hat bei einigen Krankheiten festgelegt, dass der Betroffene nicht mehr fahrtüchtig ist und dass die Fahrerlaubnis erst nach einem ärztlichen Gutachten zurück erlangt werden kann. Zu diesen Krankheiten zählen Herzrythmusstörungen, Schizophrenie, Schlaganfall, Herzinfarkt, Bluthochdruck, Parkinson, Diabetes, niedriger Blutdruck, Nierenerkrankungen, Demenk, Depression, Gleichgewichtsstörungen und mangelndes Sehvermögen.

Auch bei altersbedingten Erkrankungen kann die Führerscheinbehörde eine MPU anordnen. Ein Führerscheinentzug kann beispielsweise bei Konzentrations-und Reaktionsdefiziten folgen.

MPU-Gutachten anfechten – geht das?

Die Anordnung einer MPU kann auch ein Anwalt nicht vermeiden. Denn das Bundesverwaltungsgericht betrachtet die Anordnung als rein vorbereitend. Allerdings kann der Anwalt gegen den Entzug der Fahrerlaubnis Einspruch einlegen.

Kann man ein MPU-Gutachten anfechten? „Ja. Aber ein negatives MPU-Gutachten anzufechten, ist schwierig. Denn der Betroffene muss stichhaltig beweisen, dass falsche Einschätzungen getroffen wurden”, erklärt Rechtsanwalt Meyersrenken. In beiden Fällen kann eine Rechtsschutzversicherung helfen, einen Anwalt zu finden, der die Erfolgschancen des Falls prüft.

Oft es ist der einfachste Weg, ein negatives MPU-Gutachten nicht bei der Führerscheinstelle einzureichen und die MPU zu wiederholen.

Gibt es für die MPU eine Verjährung?

Eine MPU nach Führerscheinentzug verjährt nicht, doch wer sich 15 Jahre im Straßenverkehr nichts zu Schulden kommen lässt, dessen Akteneintrag wird gelöscht. Im Anschluss kann der Führerschein neu beantragt werden.

Verfallen Punkte nach der MPU?

Wenn man seinen Führerschein wiedererlangt, verfallen Punkte nach der MPU. Allerdings bleiben die Taten in der Führerscheinakte vermerkt. Die Dokumentation dient Gerichten oder Behörden bei weiteren Auffälligkeiten als Hinweis, dass der Betroffene kein unbeschriebenes Blatt ist.

Die Führerscheinakte ist Grundlage der MPU. Wer zur Wiedererteilung des Führerscheins zu einer MPU muss, sollte die Verjährung alter Auffälligkeiten prüfen und Akteneinsicht bei der Führerscheinstelle beantragen.

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Dieser Artikel wurde ursprünglich am 7. Februar 2022 veröffentlicht (Haftungsausschluss).

Unser Partneranwalt

Henning Meyersrenken ist Seniorpartner der Kanzlei Meyersrenken & Rheingantz. Die Kanzlei hat ihren Hauptsitz in Köln und unterhält Niederlassungen in Leipzig und Schwedt. Rechtsanwalt Henning Meyersrenken selbst ist hauptsächlich auf den Gebieten des Zivilrechts tätig. Speziell im Vertragsrecht berät und vertritt er Mandanten bundesweit unter anderen in Fragen betreffend Kaufverträge, Mietverträge, Gesellschaftsverträge, bei Vertragsstörungen jeder Art, bei der Gestaltung von Verträgen etc. Die Kanzlei Meyersrenken & Rheingantz bietet mit derzeit acht Anwälten und Fachanwälten kompetenten Rechtsbeistand in einer Vielzahl weiterer Rechtsgebiete, darunter auch in den Bereichen Arbeitsrecht, Verkehrsrecht, Familienrecht, Bau- und Architektenrecht, Bank- und Kapitalmarktrecht.

Henning Meyersrenken

Henning Meyersrenken

Kanzlei Meyersrenken & Rheingantz

Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Verkehrsrechtsschutz“