Schild, das auf das Tempolimit hinweist.

Umfrage zum Tempolimit (2016 - 21): Deutsche sind bremsbereit

Reisen & Verkehr

Jetzt mal Hand aufs Herz: Wie schnell fahrt Ihr auf der Autobahn? Fändet Ihr es schlimm, wenn Euer Tacho die 130 km/h-Marke nicht mehr überschreiten dürfte? Auf vielen Strecken ist es verkehrsbedingt ohnehin kaum möglich, einmal schneller zu fahren. Ein Tempolimit wäre an vielen Stellen also nicht sonderlich dramatisch.

Aber es ist trotzdem verständlich, dass der ein oder andere auf freier Strecke gerne mal Vollgas gibt. Sicher habt Ihr mitbekommen, dass das Thema Tempolimit in Deutschland seit einiger Zeit immer wieder heiß diskutiert wird. Schließlich ist Deutschland das einzige Industrieland weltweit, in dem es noch Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung gibt. Mit einer regelmäßigen Tempolimit Umfrage im Auftrag der ROLAND Rechtsschutz lassen sich verschiedene Meinungen der Bevölkerung in Deutschland erkennen.

Automobilclubs sehen in Tempolimit keinen Nutzen

Mehrere Umweltverbände haben sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen und fordern eine Geschwindigkeitsbegrenzung – gegen den Kurs einiger politischer Parteien. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland hat selbst die Initiative ergriffen und konnte im April 2019 den Erfolg ihrer Petition vermelden: 56.000 Menschen haben für ein Tempolimit von 130 km/h unterschrieben. Nun musste der Petitionsausschuss des Bundestags das Thema behandeln. Automobilclubs wie ADAC und AvD sehen hingegen in einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung weder einen Nutzen für den Klimaschutz noch für die Verkehrssicherheit. Doch wie sieht es die breite Bevölkerung? Dazu gibt unsere Tempolimit Umfrage Aufschluss.

Bereits im Jahr 2016 haben die Meinungsforscher von YouGov im Auftrag von ROLAND Rechtsschutz die Deutschen zu diesem Thema befragt. Eine erneute Studie in 2019 zeigte, dass die Anzahl der Befürworter eines Tempolimits gestiegen ist: Waren es 2016 noch 48 Prozent, die sich für eine Höchstgeschwindigkeit aussprachen, so waren es 2019 schon 53 Prozent. Die aktuelle Tempolimit Umfrage zeigt nun, dass der Wunsch nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf deutschen Autobahnen unverändert hoch ist: 53 Prozent der Deutschen sprechen sich nach wie vor für ein Tempolimit aus.

Tempolimit Umfrage: Frauen, Ältere und Grünen-Wähler bereit zu Bremsen

Bei der Frage nach einer Obergrenze der Fahrgeschwindigkeit zeigen sich in der aktuellen Tempolimit Umfrage aus dem Jahr 2021 – genau wie in den Vorjahren – deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Unter den weiblichen Befragten befinden sich mit 58 Prozent (2019: 58 Prozent, 2016: 55 Prozent) weitaus mehr Befürworter eines Tempolimits in Deutschland als unter den männlichen: Von Letzteren sprechen sich nur 48 Prozent (2019: 48 Prozent, 2016: 41 Prozent) für eine vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit aus.

Außerdem spielt das Alter bei der Meinung zu einer Geschwindigkeitsbegrenzung nach wie vor eine zentrale Rolle: Je älter die Befragten sind, umso eher plädieren sie für ein Tempolimit. Von den 18- bis 24-Jährigen fordern dies nur 40 Prozent (2019: 37 Prozent, 2016: 34 Prozent), bei den über 55-Jährigen sind es 59 Prozent (2019: 58 Prozent, 2016: 54 Prozent).

Auch in Bezug auf die politische Orientierung zeigt sich ein klares Bild in der Tempolimit Umfrage: Die Wähler der Linken, die in den vergangenen Umfragen die meisten Befürworter in ihren Reihen hatten (2019: 74 Prozent, 2016: 62 Prozent), befinden sich mit 73 Prozent jetzt nur knapp auf dem zweiten Platz. Die mit Abstand meisten Befürworter (79 Prozent) finden sich unter den Grünen-Wählern – deutlich mehr als noch vor zwei Jahren (2019: 67 Prozent, 2016: 61 Prozent), was nach dem Wahljahr 2021 wenig überraschend wirkt. Unter den FDP-Anhängern (45 Prozent, 2019: 46 Prozent, 2016: 37 Prozent) sowie den Wählern der AfD (40 Prozent, 2019: 39 Prozent, 2016: 40 Prozent) zeigen sich die wenigsten Fans eines Tempolimits.

Ob man nun pro oder contra Tempolimit ist, hängt der Umfrage zufolge auch von der persönlichen Erfahrung mit Blitzern ab und somit vom persönlichen Fahrverhalten ab: Von den Befragten, die in den vergangenen fünf Jahren einmal oder mehrfach wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung auf der Autobahn geblitzt wurden, sprechen sich nur 41 Prozent für ein Tempolimit aus – 2019 waren es noch 44 Prozent. Von den regelkonformen Autofahrern, die sich keine Verkehrsdelikte zu Schulden kommen ließen, plädieren hingegen 55 Prozent (2019: 55 Prozent) für ein Tempolimit in Deutschland.

Aber wie bewerten eigentlich Personen, welche durch ein Tempolimit am meisten betroffen wären, die Thematik? Unter Personen, die mindestens zwei bis dreimal pro Woche über 50 km auf deutschen Autobahnen unterwegs sind, ist der Anteil der Befürworter am geringsten (46 Prozent). Bei Personen die etwa alle zwei Wochen oder noch seltener die Autobahn für längere Strecken nutzen, liegt der Anteil bei 56 Prozent. Unter den Befragten, die nie mehr als 50 km auf Autobahnen zurücklegen, finden sich zu 71 Prozent Tempolimit-Befürworter. Man könnte also zusammenfassend sagen: Wer weniger betroffen ist, war in der Tempolimit Umfrage tendenziell eher für eine Geschwindigkeitsbegrenzung.

Sicherheit steht laut Tempolimit Umfrage für Befürworter an oberster Stelle

Die Befragten sollten in der Tempolimit Umfrage nicht nur angeben, ob sie für oder gegen ein solches Limit sind, sondern auch die Gründe für ihren Standpunkt benennen. Bei den Befürwortern steht nach wie vor – und mit großem Abstand – der Sicherheitsaspekt mit 84 Prozent (2019: 86 Prozent, 2016: 88 Prozent) an oberster Stelle. Der Umweltaspekt hat allerdings in den vergangenen Jahren deutlich an Gewicht gewonnen: 59 Prozent der Befürworter erhoffen sich von einer Geschwindigkeitsobergrenze eine geringere Umweltbelastung durch weniger CO2-Ausstoß – deutlich mehr als noch 2019 (52 Prozent) und 2016 (49 Prozent). Jeder zweite Befragte (2019: 47 Prozent, 2016: 48 Prozent) geht davon aus, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung mit einem besseren Verkehrsfluss einhergeht. Diese drei Argumente bildeten – in ebendieser Reihenfolge – auch 2019 und 2016 die Top drei der Tempolimit-Befürworter.

Die Befürworter eines Tempolimits wurden zudem gefragt, welche Geschwindigkeit sie als angemessen erachten. Mit Abstand am häufigsten genannt (45 Prozent, 2016: 40 Prozent): 130 km/h. Genau wie in der Umfrage vor drei Jahren plädiert knapp ein Viertel (23 Prozent) für eine geringere Maximalgeschwindigkeit von 120 km/h. 11 Prozent (2016: 14 Prozent) mögen’s dann doch etwas schneller und sind der Meinung, eine Beschränkung auf 140 km/h reiche aus.

Sicherheits- und Umweltaspekte spalten die Lager

Und wie begründen die Tempolimit-Gegner ihre Meinung? Die überwiegende Mehrheit (58 Prozent) ist der Meinung, dass die Unfallrate dadurch auch nicht sinken würde (2019: 54 Prozent). 52 Prozent gaben die recht banale Antwort, sie wollen einfach schneller ans Ziel kommen (2019: 53 Prozent, 2016: 64 Prozent). In allen drei Studien auf dem dritten Platz rangiert das Argument, dass Autofahrer nicht noch mehr vom Staat bevormundet werden möchten (51 Prozent, 2019: 51 Prozent, 2016: 50 Prozent). Auch der Umweltgedanke spielt bei der Entscheidung pro oder contra Tempolimit eine bedeutende Rolle – jedoch wird er hier erwartungsgemäß gegenteilig ausgelegt: Die Hälfte der Befragten ist der Ansicht, dass eine Limitierung ökologisch wertlos ist – eine klare Steigerung zu den Vorjahren (2019: 44 Prozent, 2016: 33 Prozent).

Auch wenn das Thema in den aktuellen Sondierungsrunden voraussichtlich keine Rolle spielen wird: Vermutlich wird es nicht lange dauern, bis die nächsten Vorstöße für ein Tempolimit unternommen werden. Die Mehrheit der Deutschen würde es laut der aktuellen Tempolimit Umfrage jedenfalls nach wie vor befürworten.

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Dieser Artikel wurde ursprünglich am 7. Mai 2019 veröffentlicht und am 03. November 2021 aktualisiert. (Haftungsausschluss).

Dieser Beitrag ist Teil der Serie „Verkehrsrechtsschutz“